WG42 – Briefentwurf an Anna Moll
Neubabelsberg, wahrscheinlich Dienstag, 9. oder Mittwoch, 10. August 1910

Sie liebe Frau,

Hoffe ich recht, wenn ich Sie jetzt da
suche, wo mein Herz sich befindet?
Sie werden nun alles wissen was
sich in dieser denkwürdigen Nacht
an grausig Jammer und \###/ Schmerz,
an Liebe und Edelmut zugetragen
hat – und auch Ihr Mutterherz
wird bewegt sein – Alle \menschlichen/ Grenzen
der \menschlicher/ Leidenschaften des Herzens haben
wir \ausgedauert/ gestreift, das stärkste „ja“ und
„nein“ des Leben \haben sich abge/löst sich ab,
Wir mußten \sind/ durch einen Feuer-
strudel \gegangen/, der hat uns alle verändert.
Ich fand weiß noch nicht, was
letztlich geschehen ist, aber
dies Gefühl von Seligkeit, das
in mir dauert

Ich sehne mich mein ganzes
Wesen hinzugeben und mit
all der Wonne eines
einzigen, großen Gefühls aus-
zufüllen

 Das un##bare.

Aber ich wollte nicht von mir \von anderem/ reden.

\habe solchen Glauben an Sie/
Ich vertraue ganz auf Sie. \Ihnen ganz/. \Sie sind unser aller Mutter./ Sie haben
das menschliche Herz aus der Erfahrung
Ihres \eigenen/ schicksalsreichen \eigenen/ Lebens. Sie haben
Güte \,/ und \haben/ Verstand. sie [!] besitzen
Gerechtigkeit und die Ruhe Ihrer Jahre.

 lassen Sie uns zusammen beraten,
beglücken Sie mich mit einem langen
Brief, Sie können \Sagen Sie/ mir alles sagen \Ihre Gedanken/
ich besitze \trage/ jetzt die Ruhe und Har-
monie, um den Gleichmut, den die
Vernunft zu ihrer Arbeit braucht.

 Ich weiß: helfen kann mir niemand,
wir sind unsere eignen Richter, aber wenn
meine \die/ Gedanken in Ihrer einem starken See
Herzen ihr Echo finden werden sie fester
u führen zu Klarheit. Dies eben erhoffe
ich durch Sie


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

2 Bl. (2 b. S.) – Notizblock.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen:

Beantwortet durch AMo3 vom 18. August 1910 (Ich soll Ihnen raten, wo ich selber so ratlos bin!): lassen Sie uns zusammen beraten.

Datierung

Aus AM14 vom 8. August 1910, der entweder am 9. oder 10. August 1910 in Berlin ankam, erfuhr WG von Ankunft in Toblach und verfasste daraufhin einen Brief an sie. Hinweise auf eine genauere Datierung liefert der vorliegende Briefentwurf nicht, dennoch ist eine sofortige Reaktion WGs wahrscheinlich.

Übertragung/Mitarbeit


(Marie Apitz)
(Elke Steinhauser)


A

wo mein Herz sich befindet? – Gemeint ist Toblach, wo sich laut AM14 vom 8. August 1910 seit dem 7. August aufhielt.